
Weiterbildung im Dialog: ProWeiterbildung PLUS fragt, Katholischer Hospitalverbund Hellweg gGmbH antwortet!
PWPLUS: Herr Schilling, wenn Sie das Thema Weiterbildung in Ihrem Unternehmen in drei Wörtern beschreiben müssten, welche wären das und warum?
David Schilling: „Talente finden, Stärken stärken, Inspiration fördern. Wir sind als regionales Unternehmen für die Gesundheitsversorgung der Menschen in der Region zuständig. Vor diesem Hintergrund haben wir die Verantwortung, unsere Mitarbeitenden entsprechend zu entwickeln. Da geht es in unserer Branche vor allem darum, die passenden Talente mit ihren Fähigkeiten zunächst einmal zu identifizieren. Das findet vor allem über das Führen von Entwicklungsdialogen statt, in deren Verlauf Führungskräfte die Fähigkeiten der Mitarbeitenden identifizieren. Gerade da, wo unsere Mitarbeitenden ihre Stärken haben, gilt es, diese weiter zu fördern. Schließlich kann ich keinem Fisch beibringen, auf einen Baum zu klettern. Daher ist es wichtig, gerade die Stärken weiter zu fördern. Daneben gehört für mich immer die Inspiration: Führungskräfte sollten nicht nur die Stärken erkennen können; sie sollten auch in der Lage sein, den Mitarbeitenden Methoden an die Hand zu geben, mit deren Hilfe sie ihre Talente auch entdecken können – dies meines Erachtens insbesondere durch Inspiration der Mitarbeitenden."
Welche spezifischen Weiterbildungsprogramme bieten Sie Ihren Mitarbeiter*innen an?
David Schilling: „Unser Programm muss auf Grund der Vielfalt unserer Mitarbeiterschaft sehr ausdifferenziert sein. So haben wir für die medizinischen Berufe zum Beispiel ein eigenes Notfallinstitut, an denen fallbasierte Notfallsituationen sehr praxis- und realitätsnah simuliert werden können. Alle Mitarbeitenden aus den medizinischen Berufen des Hospitalverbundes haben die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Zusätzlich entwickeln wir unsere Mitarbeitenden fachlich und persönlich über unseren hauseigenen Fortbildungskatalog weiter. Dieser umfasst mehr als 200 Angebote jährlich. Darüber hinaus bieten wir selbstverständlich auch die Möglichkeit zur externen Weiterbildung an – gerade in den medizinischen Berufen unumgänglich und wichtig. Aber auch im Bereich der Ausbildung engagieren wir uns, um die jungen Menschen gut ins Berufsleben zu integrieren. Hier entwickeln unsere Azubis regelmäßig selbstständig Projekte und setzen diese auch um. Wir begleiten diese Projekte und schulen unsere Auszubildenden dahingehend kontinuierlich. So fördern wir auch zusätzlich die persönlichen Qualifikationen der jungen Menschen. Weiterhin haben wir ein hausinternes Führungskräfteprogramm, in dem wir Führungskräfte der mittleren Führungsebene interdisziplinär in fünf Modulen zu verschiedenen Inhalten schulen. Hier ist zum Beispiel die Vernetzung der Führungskräfte der verschiedenen Einrichtungen des Hospitalverbundes ein wichtiges Merkmal."
Wie identifizieren Sie die individuellen Weiterbildungsbedarfe Ihrer Mitarbeiter*innen?
David Schilling: „Um die Weiterbildungsbedarfe der Mitarbeitenden zu identifizieren, nutzen wie den Entwicklungsdialog, den die Führungskräfte einmal im Jahr durchführen. In diesem Dialog werde nicht nur Entwicklungsmöglichkeiten thematisiert; uns geht es auch immer um den Umgang zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften, die klare Setzung von Zielen durch die Führungskraft und die Klärung, in wie weit der einzelne Mitarbeitende auch Verantwortung innerhalb des Unternehmens übernehmen kann. Diese Vorgehensweise spiegelt auch unsere Unternehmenskultur wider, auf die wir auf Grund unseres christlichen Leitbildes sehr viel Wert legen."
Wie beeinflusst das Thema Weiterbildung die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen?
David Schilling: „Ich finde das elementar. Wenn wir die Talente unserer Mitarbeitenden kennen und fördern, steigt die Identifikation mit dem Unternehmen und die Arbeitsmotivation. Letztlich profitieren davon wieder die uns anvertrauten Patienten, Bewohner oder Gäste. Wir möchten doch alle gesehen werden und unsere Fähigkeiten einbringen können. Dies impliziert den wertschätzenden Umgang untereinander."
Gibt es Beispiele für erfolgreiche Weiterbildungsgeschichten aus Ihrem Unternehmen/Klinikum?
David Schilling: „Oh ja, tatsächlich viele. Ich habe mir einmal drei Beispiele herausgesucht. Zum einen die Entwicklung einer Kollegin (Kauffrau für Büromanagement), die in ihrer Freizeit Theater spielt. Ihr haben wir ermöglicht, eine Ausbildung in der Theaterpädagogik zu absolvieren. Diese Fähigkeiten setzt sie jetzt sehr erfolgreich in Workshops mit Auszubildenden und mit Führungskräften um. Derzeit absolviert sie eine zusätzliche Weiterbildung im Bereich NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren), mit der sie ihre Kenntnisse noch erweitert und damit in Zukunft für unser Unternehmen noch wertvoller wird.
Als weiteres Beispiel die Entwicklung von zwei Kollegen, die sich als Gesundheits- und Krankenpfleger im Bereich der Notfallausbildung engagieren – zunächst im kleinen Stil. Als sich jedoch herausstellte, dass sie mit ihrer Zusatzqualifikation auch Kurse geben können, haben sie sich dort innerhalb des Hospitalverbundes sehr engagiert. Inzwischen ist daraus ein eigenes Notfallinstitut geworden, in dem unsere Mitarbeitenden perfekt auf Notfallpatienten vorbereitet werden. Und das für alle Bereiche der Medizin und Pflege. Diese Kurse kann man inzwischen auch extern buchen.
Oder letztlich auch ein Beispiel für die persönliche Weiterentwicklung: So hat eine junge Auszubildende die Chance wahrgenommen, unsere hauseigene Ferienfreizeit auf die Ferieninsel Ameland für unsere Mitarbeiterkinder zu begleiten. Inzwischen hat sie nicht nur ihre Ausbildung mit großem Erfolg gemeistert, sondern fährt auch in diesem Jahr als Leitung der Ferienfreizeit mit 60 Mitarbeiterkindern nach Ameland und sorgt dort zehn Tage für tolles Programm und eine reibungslose Durchführung der Freizeit zusammen mit weiteren Mitarbeitenden aus unseren Einrichtungen."
Wie integrieren Sie neue Technologien in Ihre Weiterbildungsangebote?
David Schilling: „Wir sind ständig daran, unsere Konzepte weiter zu entwickeln. Dafür muss man natürlich am Puls der Zeit sein und sich über Innovationen informieren. So wissen wir zum Beispiel, dass in Zukunft junge Menschen nicht zwangsläufig in Führungspositionen möchten. Da Führung aber trotz KI weiterhin ein wichtiges Thema sein wird, entwickeln wir derzeit ein Programm, wie wir junge Menschen, die sich mit Führung einmal auseinandersetzen möchten, in Kontakt kommen und uns darüber austauschen. Vielleicht ein wichtiger Schritt, um junge Menschen in Zukunft für Führung begeistern zu können."
Vielen Dank an Herrn Schilling (Ltg. Talentmanagement/Fort- und Weiterbildung) und der Katholischer Hospitalverbund Hellweg gGmbH für die Bereitschaft, als Interviewpartner zur Verfügung zu stehen, sowie für das informative Gespräch.

David Schilling, Leiter des Talentmanagements sowie der Fort- und Weiterbildung I © Katholischer Hospitalverbund Hellweg gGmbH, 2025

Team von David Schilling I © Katholischer Hospitalverbund Hellweg gGmbH, 2025

Hauseigene Ferienfreizeit auf der Ferieninsel Ameland I © Katholischer Hospitalverbund Hellweg gGmbH, 2025
