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In produzierenden Unternehmen kommen zunehmend KI-gestützte Anwendungen zum Einsatz. © Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Potentiale der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Industrie entdecken

Mit der vierten Folge unseres Online-Formats steuerten wir direkt in Richtung Zukunft: Es ging darum, welche Anwendungsfälle von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Industrie Vorteile mit sich bringen könnten.

KI wird arbeitsfähig. Vieles von dem, was vor einiger Zeit noch Thema in Science-Fiction-Filmen oder -Romanen war, hat längst unseren Alltag erobert. Fortschreitende Digitalisierungsprozesse in Unternehmen machen auch den Einsatz von KI in vielen Bereichen wahrscheinlicher.

Am 31. Mai 2023 brachte uns Holger Schneider vom Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur ein spannendes Thema mit. Er zeigte auf, warum KI als Schlüsseltechnologie für das digitale Zeitalter gilt und welche Perspektiven sie zu bieten vermag. KI hat das Potenzial, Branchen und Wertschöpfungsketten wesentlich zu verändern. Selbstlernende Algorithmen können Prozesse in Unternehmen verbessern, Produkte optimieren und zu neuen Geschäftsmodellen führen. Dabei sind Innovationen möglich, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Doch nicht nur eine große Menge an Daten wird benötigt – auch die Unternehmensstrategie muss auf den Einsatz von KI abgestimmt werden.

Holger Schneider erläuterte zu Beginn, wann ein System als KI gilt und welche Entwicklung diese Technologie seit den 1950er-Jahren vollzogen hat. Er gab einen Überblick über die Einsatzbereiche von KI-Anwendungen, die mittlerweile Text-, Sprach-, Bild- und Tonverarbeitung, multidimensionale Mustererkennung, Wissenspräsentation und Semantik, Aktionsplanung und Optimierung sowie Emotionserkennung und Absichtsanalyse umfassen.

Daraus ergeben sich Optimierungspotenziale, die zum Beispiel die Interaktion mit Kund*innen in Chat Bots oder Service-Hotlines verbessern können, zur Reduzierung von Routineaufgaben führen, weniger Fehler in der Bearbeitung von Aufgaben zur Folge haben oder auch neue Wachstumspotentiale durch die Verknüpfung zu vernetzten Systemen wie dem Industrial Internet of Things nutzen. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette kann der Einsatz von KI gestützten Anwendungen wesentliche Verbesserungen bedeuten. Besonders interessant sind Lösungen dieser Art auch für produzierende Unternehmen. Automatisierungstechnik und Robotik halten Einzug in die Produktion, digitale Assistenzsysteme werden eingesetzt, digitale Zwillinge optimieren Produktionsprozesse, automatisierte Bilderkennung kommt in der industriellen Qualitätssicherung zunehmend zum Einsatz und Predictive Maintenance ist in der aktuellen Instandhaltung besonders zukunftsfähig. Holger Schneider brachte zudem Beispiele aus der Praxis mit und führte uns vor Augen, wie zahlreich die Möglichkeiten von KI-Anwendungen sind.

Doch zunächst muss sicherlich die Frage geklärt werden, wo in einem Unternehmen KI sinnvoll eingesetzt werden kann und ob dafür die notwendigen Rahmenbedingungen vorliegen. Hier gilt es, die Voraussetzungen festzulegen und Potenziale zu erkennen. Dazu muss zunächst die Datengrundlage, -qualität und -infrastruktur geprüft werden. Kompetenzen und Organisationsstrukturen müssen berücksichtigt werden und alle Beteiligten sollten in ein KI-Change-Management eingebunden werden. Bei den einzelnen Schritten unterstützt das Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur Unternehmen, die den Einsatz von KI für sich in Erwägung ziehen. Falls Sie Anknüpfungspunkte für den Einsatz von KI gefunden haben oder in Ihrem Unternehmen ähnlich gelagerte Problemstellungen auftreten, finden Sie dort die richtigen Ansprechpartner*innen.

 

5 Fragen an… Holger Schneider
Menschen, die mit uns gemeinsam in unserem neuen Online-Format relevante Themen aus unserem Projekt-Universum betrachten. Denn persönlich ist immer besser.

Wann hatten Sie Ihre letzte berufliche Weiterbildung und zu welchem Thema?
Holger Schneider: Auf dem Weg zu unternehmerischen Entscheidungen bei der Digitalisierung hilft der Einsatz interaktiver Methoden. Zuletzt habe ich an einer Weiterbildung teilgenommen, die mich befähigt hat, die Moderation von Workshops mit der agilen Methode LEGO® SERIOUS PLAY® durchzuführen. Mit dieser Methode können Fragestellungen in einem moderierten Prozess kreativ beantwortet werden. „Wie baue ich Vertrauen bei meiner Belegschaft in die Nutzung von KI auf?“ ist eine mögliche Leitfrage für einen solchen Workshop. Die Ideen dazu entstehen beim Bauen von Modellen mit den Steinen. Die Workshops haben nachhaltige Wirkung: Ich bin immer wieder fasziniert davon, welche Ideen mit der Methode zutage gefördert und festgehalten werden können.

Woran arbeiten Sie in Ihrem beruflichen Umfeld?
Holger Schneider: Als Mitarbeiter des FTK – Forschungsinstitut für Telekommunikation und Kooperation e. V., Dortmund, arbeite ich seit mehr als 25 Jahren im Kontext der Wissensvermittlung zu Digitalisierungsthemen. Aktuell bin ich für das FTK Projektleiter des Mittelstand-Digital Zentrums Zukunftskultur, einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekt im Rahmen des Förderschwerpunktes Mittelstand-Digital. Das Thema „Vertrauen in die Digitalisierung aufbauen“ steht im Mittelpunkt: Im Sinne einer unternehmerischen digitalen Verantwortung nehmen wir die Menschen in den Unternehmen bei der Technologietransformation, besonders in den Blick, um ihre Sorgen und Ängste zu hören und zu verstehen sowie um Lösungswege, wie die Menschen mitgenommen werden können, im gemeinsamen Dialog zu erarbeiten.

Unser Projekt fokussiert sich auf einen Weiterbildungsverbund für unsere Region. Was spielt dabei für Sie eine besonders wichtige Rolle?
Holger Schneider: Mit großer Freude habe ich am 31.05.2023 das Angebot genutzt, für proWeiterbildung PLUS ein Online-Seminar zum KI-Thema durchzuführen. Ich halte es für wichtig, dass es mit proWeiterbildung PLUS eine Einrichtung gibt, bei der sowohl ein fachlicher Austausch als auch eine Vernetzung auf regionaler Ebene, aber auch branchen- und bedarfsorientiert möglich ist. Praxisnahe Informationen zu aktuellen Themen wie KI könne so miteinander ausgetauscht und vertieft werden. Speziell mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sehen wir einem weiteren Austausch und Vernetzungsmöglichkeiten mit Vorfreude entgegen.

Wo sehen Sie in Zukunft die größte Herausforderung, wenn wir noch digitaler arbeiten?
Holger Schneider: Eine wesentliche Herausforderung bei der immer digitaler werdenden Arbeit ist, dass sich die Menschen in ihrem Arbeitsumfeld wohl fühlen und die Digitalisierung als positives Erlebnis wahrnehmen können. Lern- und Testumgebungen helfen, um vertraut mit den Technologien zu werden. Neben einem ausreichenden Maß an Räumen und Zeit, die zur Verfügung gestellt werden müssen, ist es jedoch wichtig, dass Fehler, die dort passieren, nicht prinzipiell verurteilt werden, sondern auch akzeptiert und als Chance verstanden werden können, daraus zu lernen. Nur dann kann es gelingen, eine konstruktive Lern- und Fehlerkultur in den Unternehmen aufzubauen.

Gibt es Ihrer Meinung nach ein oder zwei ganz wichtige Kompetenzen, die wir unabhängig von digitalen Kenntnissen besitzen sollten?
Holger Schneider: Digitale fachliche Kompetenzen sind unerlässlich, wenn es darum geht, Vertrauen in die Digitalisierung aufzubauen. Fachliche Expertise sorgt für ein gutes Renommée. Wer von Vertrauensaufbau spricht, sollte aber zwei weitere Säulen des Vertrauens im Blick haben:
(a) Integrität: Was gesagt und getan wird, sollte miteinander übereinstimmen, beispielsweise, wenn es darum geht, Vereinbarungen oder Versprechen einzuhalten. Wer verbindlich auftritt, sich an Abmachungen hält, Diskretion wahrt, zeigt, dass konsequent Werte vertreten werden und Fairness an den Tag gelegt wird. (b) Wohlwollen: Ein offenes Ohr und Empfänglichkeit für Belange der Mitarbeiter*innen oder Geschäftspartner*innen zeigt, dass alle Beteiligten Gehör finden, ihre Sorgen und Ängste ernst genommen werden. Empathie ist eine Schlüsselkompetenz des Vertrauens.

proWeiterbildung PLUS bedankt sich für die Beantwortung der Fragen!

Freuen Sie sich schon auf die nächste Folge?
Am 30. August 2023 berichten wir zum aktuellen Stand unseres Projekts und stellen Ihnen unter anderem die ersten Kompetenzmodelle für die REGIO-Jobfamilie Produktion vor.

Wir laden Sie herzlich ein, dabei zu sein.

Holger Schneider ist beim FTK – Forschungsinstitut für Telekommunikation und Kooperation e. V. Projektleiter im Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur

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